Tipp vom 01. Februar 2015

Dr. med. Frank Lewe

Internist - Kardiologe

Weseler Str. 44

45721 Haltern am See

 

Telefon: 02364 108346


Nutzen Vitaminpillen?

Liebe Leserinnen und Leser,

 

Hand aufs Herz... Greifen Sie auch gelegentlich zu Vitaminpräparaten und Nahrungsergänzungsmitteln unter der Vorstellung, Ihrem Körper etwas gutes zu tun? Die Werbung verheißt ja Allerlei: Mehr Vitalität, Konzentration, Leistungskraft, Schutz vor Erkältungen, usw. Doch was halten die Versprechungen wirklich? Nun die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGE) resümierte 2012 in einer Pressemitteilung "Deutschland ist kein Vitaminmangelland" wie folgt: "Studien haben bisher nicht den Nachweis erbracht, dass die Folgen eines ungünstigen Ernährungsverhaltens durch Einnahme von Vitaminpräparaten oder anderen Nahrungsergänzungsmitteln ausgeglichen werden können. Zudem steht dem fehlenden Nutzen der Einnahme von Vitaminpräparaten das Gesundheitsrisiko durch zu hohe Zufuhrmengen gegenüber, insbesondere dann, wenn hoch dosierte Präparate über eine längere Zeit eingenommen und zusätzlich angereicherte Lebensmittel verzehrt werden." Nur unter ganz bestimmten Bedingungen, die in dem Artikel nachzulesen sind, wird eine Vitaminsupplementierung befürwortet. Und weiter (den vollen Text finden Sie hier): „Nahrungsergänzungsmittel schützen Gesunde nicht vor Krankheiten. In den 1980er- und 1990er-Jahren reduzierte man die positiven gesundheitlichen Effekte von Gemüse und Obst auf bestimmte Inhaltsstoffe, insbesondere Vitamine. Heute wissen wir, dass vielmehr die Vielfalt biologisch aktiver Substanzen, die wir durch einen hohen Konsum von Gemüse und Obst aufnehmen, insgesamt positive Wirkungen auf die Gesundheit hat. 

Auch die Einnahme von Antioxidanzien wie β-Carotin, Vitamin C und E oder Zink und Selen zeigt keinerlei positive Effekte." Spiegel Online prognostizierte 2013 gar "Das Ende der Vitaminpille". In dem redaktionellen Beitrag finden Sie weitere detaillierte Informationen, weshalb für die Mehrzahl von uns Vitamine bestenfalls nur keinen Nutzen zeigen, schlimmstenfalls sogar schädlich sind. So weist das Ärzteblatt am 30. Jan. 2015 auf ein mögliches erhöhtes Krebsrisiko durch Vitamine im Tierversuch hin. Beim Menschen gab es unter bestimmten Bedingungen eine höhere Rate von Prostata-Krebs, aber auch von Lungenkrebs bei Rauchern. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie sowie die entsprechende europäische Fachgesellschaft (ESC) empfehlen ebenfalls keine Vitamingabe, abgesehen von Mangelzuständen. So ist zwar bekannt, dass ein erhöhter Homocystein-Spiegel mit einem ebenfalls erhöhten Risiko für gefährliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert ist, auch können Folsäure und Vitamin B das Homocystein im Blut senken. Jedoch blieb nach Analyse zahlreicher Endpunktstudien letztlich der erwartete positive Effekt aus. Auch für Vitamin D fand sich nach einer Mitteilung des Ärzteblattes vom 24. Jan. 2014 kein Zusatznutzen. Bezüglich Coenzym Q gab es unlängst eine Studie, nach der hier ein günstiger Einfluss auf die Herzschwäche gesehen wurde. Allerdings tituliert das Ärzteblatt am 27.05.2013: "Auf der Fachtagung Heart Failure 2013 in Lissabon, wo die noch nicht publizierten Ergebnisse vorgestellt wurden, wurde vor einem voreiligen Einsatz des antioxidativen Vitamins, das als Nahrungs­ergänzungsmittel vertrieben wird, gewarnt." Lassen Sie sich deshalb nicht von der Werbung verunsichern. Ich möchte an dieser Stelle mit folgendem Zitat der Deutschen Gesellschaft für Ernährung schließen: "Durch Pressemeldungen werden häufig interessengeleitete Negativschlagzeilen zur Vitaminversorgung verbreitet. Auch in einer Fachzeitschrift ist aktuell eine solche Botschaft zu lesen.2 Die Schlussfolgerungen der Autoren sind nicht durch die Aussagen der jeweiligen nationalen Fachgesellschaften gedeckt. In vielen Fällen offenbart ein Blick auf die Autoren bzw. deren finanzielle Unterstützer einen potenziellen Interessenkonflikt."

 

 

Bis nächste Woche an dieser Stelle

 

                              Ihr F. Lewe